Wednesday, 23 December 2009

Smog, 1962

Weitere Todesfälle durch Smog: Luftverschmutzung in Leeds steigt

Guardian, 7. Dezember 1962

Die Gefahren des Smogs, der seit Mitternacht am Montag 67 plötzliche Todesfälle in London verursacht hat, haben sich gestern weiter ausgebreitet. In der Stadt von Leeds, die gestern den dritten aufeinanderfolgenden Tag von dichtem Nebel heimgesucht wurde, wurden 30 Menschen mit schweren Atembeschwerden in Krankenhäuser eingeliefert.
Während der letzten 4 Tage hat sich die Anzahl der Lungenentzündungen in Glasgow verdreifacht.
Die Opfer in Leeds waren zum größten Teil ältere Menschen. Die Luft, die sie einatmeten, enthielt deutlich mehr Schwefeldioxid als beim Londoner Smog von 1952, der viele Todesfälle verursachte. Die Luftmessstation in Kirkstall, ein tiefgelegener Ort, hat in den 24 Stunden bis gestern Mittag 5.195 Mikrogramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter Luft gemessen. 1952 war in London die höchste Messung 3.825µg.
In der City von Leeds, ein Stadtteil, der Rauchregulierungen unterliegt, wurden 3.970 µg gemessen; 3 der 9 städtischen Messstationen meldeten noch höhere Konzentrationen. An einem „ordentlichen“ Tag in Leeds, ohne Nebel, ergeben Messungen ca. 400 µg.
In Manchester war die gemeldete Luftverschmutzung dreimal so hoch wie der Durchschnitt von Dezember 1961. Meldungen aus Birmingham waren positiver: laut Amtsarzt Herr Dr. E. L. Millar zeige die Anzahl der Todesfälle in der Stadt keine Anzeichen einer eindeutigen Erhöhung wegen des Nebels. Birmingham profitiere von den Rauchregulierungen. Laut dem Amt für Wissenschaftliche und Industrielle Arbeit war die Luftverschmutzung ähnlich wie beim Smog von 1952, wäre aber ohne die Maßnahmen zur Luftreinigung viel schlimmer gewesen.
Nach klarem Wetter am Nachmittag waren gestern Abend London und 22 englischen Grafschaften von Nebel umhüllt. Bis zum frühen Abend waren viele Ortsteile Londons bereits zum dritten Mal hintereinander völlig bedeckt. Ein Vertreter der Londoner Transportgesellschaft beschrieb die Lage als „die schlimmste der letzten 3 Tage“.
Ein Großteil der RAC Funkrettungstransporter im Zentrum von London saßen gestern Abend im Nebel fest. „Zum Glück gibt es so gut wie keine Fahrer auf der Straße“ erklärte ein Vertreter. „Schlechteren Straßenverhältnissen werden Autofahrer nie begegnen."
Der Londoner Flughafen war seit über 60 Stunden gesperrt. Am Flughafen von Gatwick, der nicht vom Nebel betroffen ist, soll es gestern Abend „chaotisch" zugegangen sein. Einem Verantwortlichen des Luftfahrtministeriums nach musste Gatwick zusätzlich zu den eigenen Flügen auch Flüge von London bewältigen.
Die Funkstreifen des AA meldeten Nebel und stellenweise Eisglätte auf alle Straßen in den Regionen um London und den meisten Grafschaften im Süden, sowie East Anglia, die Umgebung von Birmingham und Yorkshire. Sichtweiten betrugen zwischen 0 und 45 Meter. Meldungen gab es auch über stellenweise Eisglätte auf Straßen in weitere 10 Grafschaften Englands und Wales.

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